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1. Theil 4 - S. 483

1880 - Stuttgart : Heitz
Zeittafel. 483 323—37 Konstantin wird Christ und verlegt den Kaisersitz von Rom nach Constantinopel. 375 Anfang der Völkerwanderung. 395 Theodosius theilt das große römische Reich in das abendländische und morgenländische. 410 Der Westgothe Alarich verwüstet Rom. 419 Stiftung des westgothischen Reichs in Südfrankreich und Spanien. 439 Stiftung des Vandalenreichs in Nordafrika. 449 Die Angelsachsen gehen nach England. 450 Attila, der Hunnenkönig. 455 Geiserich, König der Vandalen, plündert Rom. 476 Untergang des abendländischen römischen Reichs. — Odoaker setzt Romulus Augustnlus ab. Mittlere Geschichte. Erste Periode. 482—511 Chlodwig, K. der Franken, gründet das Frankenreich. 490 Theoderich der Cjroße, König der Ostgothen, wird König von Italien. Gest. 526. 527—65 Justinian. Cr erobert durch seine Feldherren Belisar und Narses das vandalische Reich in Afrika und das ostgothische Reich in Italien. (534. 555.) 568 Die Langobarden kommen nach Italien. Alboin. 622 Muhamed. 711 Tarik führt einen Schwarm Araber nach Spanien über. Niederlage der Westgothen bei Xeres de la Frontera. Chalisat in Spanien. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitiers aus Frankreich zurück. Gest. 741. — Bonifacins, Apostel der Deutschen. Von den Ftiesen erschlagen 755. 752 Pipin, König der Franken. 768—814 Karl der Große. 800 Erneuerung der römischen Kaiserwürde. Zweite Periode. 814—40 Ludwig der Fromme. 843 Durch den Vertrag von Verdun werden Frankreich, Italien und Deutschland geschieden. 862 Gründung des russischen Reiches durch Rurik. 875 Die Karolinger in Italien sterben ans. 911 Die Karolinger in Deutschland sterben aus. — Konrad I. — Eroberungen der Normänner in Frankreich und England. 919 Heinrich I. Das sächsische Kaiserhaus. 933 Niederlage der Ungern bei Merseburg. 936 Otto I. der Große. Die Königin Adelheid. 962 Kaiserkrönung.

2. Theil 2 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 476—1517. Erste Periode. Port dem Untergange des abendländischen Aaiserthums bis zu Rarls des Großen Tod, 476—8*4. 52. Odoaker. — Theoderich. — Justinian und Theodora. — Belisar und Narses, 555. Edoaker war nun König von Italien, Verona seine Residenz. Aber er konnte sich nicht lange seiner Herrschaft freuen. Nach 13 Jahren (489) erschien ein Mächtigerer und warf ihn wieder in den Staub zurück. Das war Theoderich der Große, der Ostgothen König, aus dem Geschlechte der Amaler. Bisher hatten diese Ostgothen an der untern Donau gewohnt und bei jeder Bewegung den griechischen Kaiser zittern gemacht. Mit schwerem Gelde hatte dieser den Gothen Verträge abgekauft, zu deren Sicherung Theoderich, der Sohn des damaligen Gothenkönigs, nach Constantinopel als Geisel gegeben worden war. Da wuchs der treffliche Knabe zum blühenden Jüngling heran und wurde vom Kaiser Zeno sehr ausgezeichnet. Er erhielt reiche Geschenke, wurde sorgfältig unterrichtet und kehrte endlich, 18 Jahre alt, in sein Vaterland zurück, wo alle Stämme ihn als König anerkannten. Aber je mehr Theoderich Ruhm erwarb, desto mehr Besorgnisse empfand der griechische Kaiser. Daher war es ihm wohl lieb, als einst Theoderich vor ihn trat und sprach: „Italien, Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 1

3. Theil 2 - S. 2

1880 - Stuttgart : Heitz
2 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Griechen und Ostgothen. du weißt es, liegt unter der Gewalt des Miethlings Odoaker. Erlaube mir, mit meinen Gothen dahin zu ziehen. Falle ich, so bist du einen gefürchteten Nachbar los; segnet Gott aber meine Waffen, so will ich Italien in deinem Namen regieren!" — Der Kaiser erlaubte es gern, da ihm ohnedies Italien nicht einmal gehörte, und so zog Theoderich mit seinem ganzen Volke, mit Weibern, Kindern und allen Habseligkeiten, die auf Tausenden von Wagen nachgefahren wurden, von dannen. Odoaker hatte davon bei Zeiten Nachricht bekommen und erwartete ihn schon am Eingänge Italiens am Flusse Jsonzo, wurde aber gleich zurückgeworfen, verlor eine zweite Schlacht an der Etsch bei Verona, eine dritte an der Adda und mußte sich in Ravenna einschließen, während Theoderich ganz Italien sich unterwarf. Nach drei Jahren zwang der Hunger den Odoaker, die Thore zu öffnen (493); Leben und Freiheit, ja sogar die Mitherrschaft über Italien wurden ihm zugesichert. Aber nach wenigen Tagen, bei einem lärmenden Festgelage, stieß Theoderich den Odoaker nieder; Argwohn gegen die Nachstellungen des kaum versöhnten Feindes trieben den Gothenkönig zu der That. Diese Treulosigkeit abgerechnet, erscheint Theoderich als ein trefflicher Mann. Obgleich von einem barbarischen Volke, hatte er doch so viel Großmnth, so viel menschliches Gefühl und Kunstsinn, daß man ihn in dieser Beziehung bewundern muß. Italien sah nun einmal nach langer Zwischenzeit eine schöne Blüthe des Handels und der Gewerbe wiederkehren. Die Ueber-refte der alten römischen Bauwerke betrachtete Theoderich mit Bewunderung und stellte einen besondern Aufseher an, der für ihre Erhaltung sorgen sollte. Für die Sicherheit seiner Unterthanen wurden weise Gesetze gegeben und so streng darüber gehalten, daß man sagte, man könne ruhig einen Beutel mit Goldstücken auf dem Felde liegen lassen, ohne daß er weggenommen würde. Dieser tüchtige König hat von 493 bis 526 über Italien regiert. Seine gewöhnliche Residenz war Verona;*) sonst auch Ravenna, wo er begraben liegt. Nach seinem Tode hatten die Ostgothen zwar nacheinander mehrere Könige, aber keinen, der ein zweiter Theoderich gewesen *) In der Vorstadt, bei der uralten Kirche des heil. Zeno, steht noch ein alter Thurm und ein altes Mauerwerk, sonst zu seinem Palast gehörig. Auch rührt von dieser Stadt der Beiname her, den der König in der alten deutschen Sage führt, Dietrich von Bern.

4. Theil 2 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Martell. Chlodwig. 17 sie erreichten, wurde zermalmt. Aber die Nacht brach jetzt ein; den Erfolg wußte Niemand. Am andern Morgen wollte Karl die Blutarbeit aufs neue beginnen. Da brachten ihm seine Kund-fchafter die Nachricht: „Die Araber sind während der Nacht entflohen; das Lager ist verlassen." Wirklich waren die Feinde davongeeilt und gingen über die Pyrenäen zurück; ihr Verlust in der Schlacht war ein so ungeheurer, daß die freilich wohl von dankbarer Begeisterung übertriebenen Nachrichten von 375,000 erschlagenen Mohamedanern erzählen. Diese Schlacht bei Poitiers ward 732 geschlagen und ist eine wichtige Begebenheit; denn hätte der wackere Karl Martell nicht gesiegt, so hätten die Mauren wahrscheinlich auch das übrige Europa bald unterjocht und ihre Religion den Völkern aufgedrungen. Darum muß Karl Martell in dankbarem Andenken stehen. Nach diesem Siege eben erhielt er seinen Beinamen von der Alles zermalmenden Tapferkeit, mit welcher er seinen Streitkolben über den Mohrenschädeln geschwungen hatte. — Bald darauf entstanden Uneinigkeiten und Parteikämpfe unter den maurischen Fürsten in Spanien, durch welche den geflüchteten Westgothen leichter wurde, wiederum gegen die muhamedanische Herrschaft vorzudringen. Die Christen kamen aus den Bergen hervor und gewannen immer mehr Land, bis endlich im Jahre 1492 das letzte maurische Königreich in Spanien verging. 55. Die Franken. — Chlodwig. — Karl Martell und Pipin der Kleine. — Bonifacins. — Ursprung des Papstthums. Die Franken, ein ursprünglich ganz deutsches Volk (oder richtiger gesagt: eine Völkergemeinschaft), waren während der Völkerwanderung, wie schon gesagt, über den Rhein nach dem nördlichen Theil von Gallien gewandert. Der Besitz dieses Landes war damals unter die Westgothen, Burgunder, auch Alemannen vertheilt; ein Stück gehörte sogar noch einem Ueberrest römischer Herrschaft. Alle diese Gebiete haben die Franken an sich gerissen und dadurch dem Lande den Namen Frankreich gegeben. Sie hatten ihre eigenen Könige, die von Merowäus abstammten und daher Merowinger genannt wurden. Ein Enkel des Merowäus war Chlodwig (482—511), ein Zeitgenosse Theoderichs des Großen, ein kräftiger Herrscher. Anfangs, da er mit 15 Jahren König wurde, besaß er nur einen kleinen Theil von Nordfrankreich; aber er hatte den festen Willen, sich auch zum Herrn des übrigen Landes zu Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl.

5. Theil 2 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Konrad I. Heinrich der Städtegründer. 49 eine Menge Hirsche, Eber und Bären mit eigener Hand erlegt hatte; eben so war er auch im Kriege unermüdlich, und allen seinen schönen Eigenschaften setzte er durch eine reine Gottesfurcht und Frömmigkeit die Krone auf. Unter seinen vielen Thaten ist keine merkwürdiger, als die Bezwingung der wilden Ungern. In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen *) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, kriegerisches Volk, die Ungern oder Magyaren, niedergelassen, welches vermuthlich vom Kaukasus hergezogen war. Arpad war ihr Führer gewesen. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit seinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unaufhörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Weiber und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grausamkeiten. Es war nichts Seltenes, daß sich die Ungern der Leichen der erschlagenen Feinde als Sitze oder als Eßtische bedienten und einander vom Blute der Feinde zutranken. Und was diese Leute so gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegsleute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie aus ihren kleinen raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Landplage für unser Vaterland. Wie mancher Deutsche mußte es mit ansehen, wie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen weggeführt wurden, ohne die Hoffnung zu haben, sie je wieder zu sehen! Die Weiber wurden mit den langen Haaren aneinander gebunden und dann mit Peitschenhieben nach Ungarn in die Sklaverei getrieben. Puch unter Heinrich dem Vogler machten diese Ungern Einfälle in Sachsen, verheerten ■das , ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten die Menschen und trieben andern gräulichen Unfug; und wenn Heinrich seine Mannen gegen sie führte, so hatten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für besser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen neunjährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre benutzte *) Die Hunnen waren bald nach Attila'ö Zeit von den G^piden nach Asien zurückgetrieben worden. Weltgeschichte für Töchtc,-. Ii. 16. Aufl. 4

6. Theil 2 - S. 8

1880 - Stuttgart : Heitz
8 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Langobarden. ein neues, auch deutsches Volk in Italien ein, die Langobarden.*) Unter ihrem tapfern Könige Alboin kamen sie aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und machten Pavia zur Hauptstadt. Von -ihnen wird noch Oberitalien die Lombardei genannt. Alboin war ein wilder Krieger. Er hatte, ehe er nach Italien gekommen war, einen König der Gepiden in Ungarn, K uni mund, erschlagen und ans dessen Schädel sich ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tasel bediente. Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne Rosamunda, seine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen, gelobte jedoch im Süllen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen. Und das that sie auch. Sie beredete seinen Schildträger, ihn zu ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rosamunda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statthalter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte zwar dem Helmichis die Ehe versprochen, da aber der Statthalter um ihre Hand warb, wollte sie sich von Helmichis losmachen und reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher erst halb geleert, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens sollst du mit mir sterben!" rief er zornglühend, zog das Schwert und zwang Rosamnnden, den Rest zu leeren. So starben beide Uebelthäter. *) Man erzählt, die damalige Kaiserin Sophie, die den Narses nicht leiden konnte und ihren Gemahl (Justin Ii.) bewog, ihn aus Italien, wo er Statthalter war, zurückzurufen, habe dabei geäußert: er könne nun wieder in die Weiberstuben an den Spinnrocken zurückkehren — eine Anspielung auf seine kleine, unmännliche Gestalt. Da habe der gereizte Mann ausgerufen: „Nun wohl! so will ich ihr denn einen Faden spinnen, an dem sie genug zu wickeln haben soll!" Und nun seien die Langobarden durch ihn zu einem Einfall in Italien berufen worden.

7. Theil 1 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Cimbern und Teutonen. 239 ihre äußerliche Erscheinung schon einflößten, erheblich vermehrt wurde. — Sie zeigten durchweg hohe, schlanke und kraftvolle Gestalten, die zu jeglicher Mühsal des Kampfes und Krieges von Jugend auf abgehärtet waren; ihre Hellen, lichtblauen Augen strahlten voll kampfesmuthigeu Feuers, ihre wallenden goldenen Haare blieben der Neid und die Bewunderung der Römer, welchen sie, mochten sie sich in einfache Thierhäute oder seine buntgefärbte Stoffe kleiden, mehr als ein Riesen-, denn als ein Menschengeschlecht erschienen. Von Deutschland hatten die Römer um die Zeit der Zerstörung Karthagos und Korinths noch nichts im Besitz; ja, sie kannten es kaum dem Namen nach. Nur in den Alpenpässen hielten sie Wache, damit sie vor den Einfallen der wilden Horden sicher wären. Da erschienen plötzlich 33 Jahre nach dem Untergänge jener beiden Städte (113) zwei Schwärme deutscher Völkerschaften in den Kärnthner-Alpen. Sie nannten sich Cimbern und Teutonen, kamen wahrscheinlich von den Gestaden der Ost-nnd Nordsee und wollten sich neue Wohnsitze suchen. Es war ein wunderbarer Zug, dessen gleichen die Römer noch nicht gesehen hatten: nicht eine Heerfahrt reisiger Mannschaft, sondern ein wanderndes Volk, das mit Hab und Gut, mit Weib und Kind auszog, eine Heimat sich zu suchen. Der Karren, welchen Jeder mit sich führte, war das Haus, wo unter dem übergespannten Lederdach neben dem Geräth Platz sich fand für die Frau und die Kinder und selbst für den Haushund. Die Südländer sahen mit Verwunderung diese hohen schlanken Gestalten mit den tief-, blonden Locken und den hellblauen Augen, die derben stattlichen Frauen, die den Männern an Stärke und Größe wenig nachgaben, und die „Kinder mit dem Greisenhaar," wie die Italiener verwundernd die flachsköpfigen Jungen des Nordlands bezeichneten. Als sie aus das Römerheer, welches hier in Kärnthen die Grenze bewachte, stießen, äußerten sie sich recht friedlich und waren auch bereit, wieder umzukehren und nach Gallien zu ziehen. Aber der Consul (Papirius Carbo) glaubte, man brauche keine Treue den Barbaren zu halten; er gab ihnen Wegweiser, die sie aus Umwege führten, während er selbst ans einem nähern Wege ihnen voreilte und sich in einen Hinterhalt legte. Hier überfiel er die ruhig Vorüberziehenden, die sich aber schnell sammelten, und ihn mit seinem ganzen Heere zermalmt hätten, wäre nicht ein heftiges Gewitter den Römern zur Rettung gekommen.

8. Theil 1 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. Dennoch wandten sich die beiden Schwärme nicht nach Italien, sondern sieten in Gallien Frankreich) ein, hausten hier aus eine barbarische Weise, und so oft die Römer auch Heere hin-sandten, so wurden diese doch jederzeit geschlagen. So blieb es acht Jahre hindurch; da gelangte eine Schreckensnachricht nach Rom, die Allen das Blut starren machte. Ein großes römisches Heer war an der Rhone von den Cimbern überfallen und ganz vernichtet worden. 80,000 römische Soldaten, unter ihnen der Consnl, und 40,000 vom Troß waren erschlagen, nur 10,000 Mann über die Rhone entkommen. Solche Niederlage hatten die Römer noch nie erlitten; alle Familien hatten einen oder mehrere unter den Gefallenen zu bejammern, und zu dem Familienunglück kam noch die Angst vor dem baldigen Erscheinen der Unmenschen; man sah im Geiste schon die Zeiten des Brennus wiederkehren und mancher Römer sah sich schon nach einem Zufluchtsort um. In diesen Tagen der Angst wurden den Göttern große Gelübde gethan, wenn sie die wilden Männer abwehren würden. Zum Glück hatte Rom damals einen Mann, der solchen Zeiten gerade gewachsen war. Marius, von niederer Geburt, vom gemeinen Soldaten, durch Verdienste allein, bis zum Consnl emporgestiegen, von rohen Sitten, harter Gemüthart, unmäßigem Ehrgeiz, aber unbeugsamem Muthe und großer Kriegskenntniß, wurde eilends mit einem neuen Heere ihnen entgegengeschickt. Als er nach der heutigen Provence kam, fand er sie nicht mehr. Sie waren nach Spanien gezogen. Marius zog ihnen nicht nach, sondern errichtete ein festes Lager mit Wällen und Gräben. Nach zwei Jahren kamen sie zurück. Jetzt verlangten die Soldaten gleich gegen sie geführt zu werden, um die erlittene Schmach ihrer Brüder zu rächen. Aber der umsichtige Marius verweigerte es. Die Soldaten schalten ihn feige, er ließ sie reden; er wußte, was er that, und durfte Roms Erhaltung nicht aufs Spiel setzen. Ost kamen die Feinde in sein Lager, forderten ihn zum Kampfe heraus, zeigten den Römern ihre Waffen und suchten sie durch Schmähworte zu reizen. Wollten dann die Römer ausbrechen, so hielt er sie zurück und gewöhnte sie erst an den Anblick der herkulischen Gestalten. Dann und wann machte er auch wohl einen Ausfall auf kleine Parteien und lehrte sie so im Kleinen siegen. Endlich waren die Feinde des Wartens müde; die Cimbern zogen zuerst ab,^weil sie um Helvetien herum durch das südliche Deutschland und Tirol nach Italien ziehen wollten, später die Teutonen, die den nächsten

9. Theil 1 - S. 348

1880 - Stuttgart : Heitz
348 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. gärn, Polen und Südrußland fürs erste sich niederließen und 50 Jahre lang Jagd trieben und ihr Vieh weiden ließen. Durch diese Züge aber geriethen säst alle Völker in Europa in Bewegung, und es begann nun ein Hin- und Herdrängen, welches an 200 Jahre anhielt, ehe sie wieder zur Ruhe kommen konnten. Eins schob das andere und wurde bald wieder von einem andern verdrängt. Daß dabei säst alle Cultur, alle Wissenschaft und Kunst verloren ging, versteht sich von selbst, und so riß eine allgemeine Barbarei ein, aus der die Menschen erst sehr allmählich sich wieder herauszuarbeiten vermochten. Dieses Drängen und Treiben der Völker nennt man die große Völkerwanderung, und die Hunnen gaben also dazu den Anlaß. Die Zeitgenossen können nicht genug das große Elend beschreiben, das dadurch über die unglücklichen Länder, durch welche die Schwärme zogen, gebracht wurde. „Bald brachen," erzählt einer derselben, „unzählbare Schwärme Quaden, Vandalen, Sarmaten, Alanen, Sachsen, Gepi-den, Heruler, Alemannen, Burgunder n. s. w. von allen Seiten los und zogen über den Rhein her. Da wurden die Bürger von Mainz, in die vornehmste Kirche fliehend, am Fuße der Altäre niedergehauen; da wurde nach tapferm Widerstande Worms das Opfer ihrer Wuth; Speier, Straßburg, Rheims, Arras, Amiens, Dornik, die Städte in den Niederlanden, die Gegend von Lyon, Südfrankreich, alles ist ein unabsehbarer Ruin; wo kein Schwert gewüthet hat, gab Hungersnoth langsamen Tod. Als endlich auch Spanien ausgeplündert und verbrannt wurde, nährten sich die Mütter die letzten Augenblicke des verschmachtenden Lebens mit dem Fleische ihrer Kinder; wilde Thiere, von Leichnamen genährt, kamen, wenn Schwert und Pest und Hunger einen Augenblick Ruhe gestatteten, ohne Scheu in die wehrlosen Städte." Zu dieser Wildheit der Barbaren kam nun noch die Schlechtigkeit der Römer, welche die armen Völker, die das Unglück hatten, in römischen Provinzen zu wohnen, vollends zu Grunde richteten. So schreibt ein Mann, der zu jener Zeit in Marseille lebte: „Die Rohheit der Sachsen, die Räubereien der Alanen, die Wuth betrunkener Alemannen, die fühllosen Grausamkeiten der Gepiden, die schändliche Lust der Hunnen, die Treulosigkeiten der Franken, alle diese Greuel sind nichts gegen das, was wir von den doch christlichen Römern zu leiden haben. Wenn unsere ungerechten Richter die Unschuld nicht offenbar zu unterdrücken wagen, so verstehen sie die Kunst, die einfachsten Dinge so zu verwickeln, so in die Länge

10. Theil 1 - S. 350

1880 - Stuttgart : Heitz
350 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. verwüstet, Rom endlich erobert und hier die Kaiserburg sowohl wie alle Häuser der Vornehmen ausgeplündert (410). Daß die Einwohner nicht ermordet und die Stadt nicht abgebrannt wurde, ist nur dem zuzuschreiben, daß die Gothen Christen waren und also menschlicher dachten. Auch die Kirchen wurden nicht angetastet, so viel Schätze auch aus ihnen zu holen gewesen wären. Ein recht schöner Zug ist uns aufbehalten, der wieder zeigt, wie das Christenthum auch wilde Gemüther erweicht und zu edeln Gefühlen stimmen kann. Ein gothischer Krieger drang in das Haus einer christlichen Frau und fand bei ihr goldene und silberne Gesäße. Schon wollte er sie rauben, da sagte sie zu ihm, sie gehörten nicht ihr, sondern dem Apostel Petrus; sie hätte sie nur für die Kirche in Verwahrung, und nun möchte er thun, was ihm gefiele. Der Krieger stutzte und wagte das Heiligthum nicht anzurühren; er meldete aber Alles dem König Alarich. Dieser befahl, die heiligen Gefäße gleich in die Kirche zurückzutragen.' Das geschah, und die Römer waren so entzückt über die Großmuth des Siegers und über die Erhaltung der ihnen so theuern Gefäße, daß sie in feierlicher Prozession dieselben begleiteten und dabei fromme Gesänge anstimmten. Kaum hörten das die wilden Gothen und erfuhren, was da geschehe, so ließen sie vom Plündern ab und schlossen sich mit gefalteten Händen an den frommen Zug an. — Nun zog Alarich aus Rom ab und wollte nach Sicilien gehen, um auch diese schöne Insel zu erobern, starb aber in Unter-Italien und wurde bei Consenza aus eine höchst sonderbare Art begraben. Seine Gothen leiteten nämlich einen Fluß ab und machten im Flußbette ein tiefes Grab, in welches sie den König mit seinem Streitrosse, seiner Rüstung und seinen Siegeszeichen legten. Dann ließen sie den Fluß wieder darüber strömen, damit Keiner die Ruhe ihres geliebten Königs störe. Da mögen auch jetzt wohl noch seine Gebeine liegen; wer weiß, ob man sie je auffinden wird. Alarich starb 410. — Die Gothen wählten zu seinem Nachfolger seinen Schwager Athanlph, dessen jugendliche Schönheit, Milde und Tapferkeit die Geschichtsschreiber preisen. Er trat mit Honorius in Unterhandlungen, erbot sich zum Frieden und versprach Abzug aus Italien, wenn der Kaiser zur Vermählung mit dessen Schwester Placidia, die Alarich als Gefangene mit sich geführt hatte und die noch im westgothischen Lager war, feine Einwilligung geben wolle. Der armselige, verblendete Kaiser verweigerte zwar diese, weil Athanlph ein Barbar und also der Hand der Kaiserstochter nicht werth sei; dennoch
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